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20.03.2009 Magdeburg - IC Falkenberg
Bericht + Fotos: Kerstin Kühn
Endlich wieder mal IC solo. Das letzte Konzert ist schon vier Monate her, im
November in Eisenach! Merseburg klappte nicht, Naunhof waren wir in Borna bei
„Pankow“ und als ich endlich nach Staßfurt fahren wollte, schlug die Familie
unverhofft auf. Aber heute sollte nun nichts dazwischen kommen.
Inzwischen habe ich im Internet gelesen, dass auch das Konzert von Stern
akustisch in Dresden super gelaufen sein muss. Schade, auch das hatte nicht
geklappt. Doch das werde ich mir in Halle oder Leipzig nicht entgehen lassen.
Vielleicht habe ich ja Glück und Kathy ist da und wir können ein paar Worte darüber
reden. Ihre Bilder sind ja wieder Klasse geworden.
Also auf nach Magdeburg! Nach der Arbeit schnell noch die Wurst geholt und dann
los. Zwischendurch noch ein Zwischenstopp bei guten Freunden in Bad Salzelmen
auf einen Kaffee.
Die Karten hatten wir bestellt. (Dieses Mal ließ es sich Mutti nicht nehmen
mitzufahren. Dann hat sie gejammert, dass sie die Älteste war, obgleich ich das gar
nicht schlimm finde. Bin ich eher stolz drauf.) Wir sind etwa gegen acht in
Magdeburg, finden dank Navi die Adresse ohne Probleme und sind natürlich nicht
die Ersten, aber der Saal ist nur mäßig gefüllt. Erinnerungen steigen auf. Nein, nicht
in der Landeshauptstadt. Hier ist IC doch sicher bekannt, bekannter als in Erfurt.
Und so war es dann auch. Als das Konzert begann, war der Raum bis auf den
letzten Platz gefüllt. Nur ein Stuhl blieb frei, in der ersten Reihe.
21:10 das Licht geht aus, IC kommt und die Stimmung ist da. Er ergreift das
Mikrofon und die Gitarre und … ist in seinem Element. Die Worte fließen nur so aus
ihm heraus mit einer spielerischen Leichtigkeit, so wie seine Lieder auch.
Er entdeckt den leeren Stuhl in der ersten Reihe und besteht darauf, dass sich dort
jemand hinsetzt. Fast fleht er darum, aber keiner reagiert. Ich kann ihn nicht leiden
sehen und nutze natürlich auch die Chance, doch noch die erste Reihe haben zu
können, um die Kamera endlich mal richtig in Anschlag bringen zu können. Also
stehe ich spontan auf und rutsche nach vorn. Er entdeckt mich erst jetzt und grüßt
kurz herüber.
Nun geht es los. So nah vom nächsten Meer, das maritimste seiner Lieder. Wir
haben das Konzert schon in Halle und Eisenach gehört und doch ist es so wie
immer: Jedes seiner Konzerte ist anders. Doch heute liegt sogar ein Zettel auf dem
Keyboard, also brauche ich die Titel nicht mitzuschreiben, er hat endlich mal eine
Titelliste. Ich muss also nur nachher die Gelegenheit haben, den Zettel zu
fotografieren. Doch weit gefehlt! Am Ende stellt sich heraus, es war nur ein
Spickzettel mit Infos für die Besucher, den ihm Kathy hingelegt hatte und schon ging
meine Rechnung nicht auf. Aber das ist ja auch überhaupt nicht wichtig. Ich genieße
das Konzert einfach nur.
Er hat sie gespielt, die meisten meiner Lieblingslieder. Gut, irgendwas fehlt immer.
„Der Himmel hing heut nicht so tief“ und „bist du glücklich“ hat er auch nicht gefragt,
aber dafür hat er mir den größten Gefallen des Lebens getan, endlich.
Er blickt ins Publikum, scheint etwas zu suchen – mich? Ich habe das Gefühl, er
zögert einen Moment, dann beginnt er: … Ich bin im Osten geboren … Ich glaube es
nicht. Wie oft habe ich ihn darum schon gebeten? (Was man sich nicht alles so
einbildet. Als ob er sich daran erinnert!) Das Lied erklingt, Gänsehaut. Endlich! Ich
habe ein Konzert erwischt, in dem er es spielt oder ist meine Einbildung doch keine
Einbildung? Spielt er es doch für mich, weil ich lange genug genervt habe?
Und wie das Lied jetzt klingt! Ich verschlinge jeden Laut. Genial, was er daraus
gemacht hat. Noch besser als die alte Variante und die liebte ich sehr. Da hat es
sich gelohnt, dass er lange daran herumprobiert hat. Die Melodie geht mir nicht aus
dem Kopf.
IC ist es wieder einmal gelungen, mich tief zu beeindrucken.
Und er spielt und redet sich wieder um Kopf und Kragen. Das Publikum hat seinen
Spaß daran, welchen Wortwitz er entwickelt. Aber es sind doch auch viele tief
ehrliche und vor allem treffende Worte, die er da zwar mit Leichtigkeit, doch auch mit
der ihm eigenen Hintergründigkeit und Direktheit ausspricht. Verdammt noch mal,
und schon spüre ich sie wieder, die Seelenverwandtschaft.
Diese Mal habe ich die Videokamera zu Hause gelassen und schon ärgere ich mich
darüber. Doch die Fotos werden dieses Mal endlich gut, mit Kathys nicht zu
vergleichen, aber das will ich auch gar nicht. Ja, Kathy war auch da und wir hatten
Gelegenheit zu einem etwas ausführlicheren Plausch. Auch das tat mir wieder gut.
Nach dem Konzert haben wir noch ein paar schnelle Worte mit IC gewechselt. Mutti
konnte es nicht lassen, auf seine Medienkritik zu reagieren. Aber das hilft ihm ja
nicht wirklich.
Mein kleines Präsent wechselt noch schnell den Besitzer und dann machen wir uns
doch auf den Weg, denn drei Stunden Rückfahrt liegen noch vor uns. Dank Lisa,
dem Navi, werden es per Schleichweg am Ende nur zweieinhalb, aber das reicht
nach der Chaoswoche auch.
Im Autoradio haben nun „Der Zigeuner auf Zeit“ & Co. und „Stern akustisch“ SAW &
Co. wieder verdrängt und ihren angestammten Platz zurückerobert und begleiten
mich nun auf der Heimfahrt. Die Gedanken gehen auf die Reise, sie schweifen noch
lange umher und die Seele hat wieder für ein paar Wochen Sonne getankt – die
Sonne, unsere Sonne. Ja, der Name ist Programm.
Ich bin zwar kaputt, als ich endlich zu Hause ankomme, aber ich spüre, dass ich für
die nächsten Wochen wieder genug Kraft haben werde.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, lieber IC, was deine Musik zu leisten im
Stande ist. Danke, Herr Falkenberg. Danke für den Mut, den du uns immer wieder
gibst, danke für die Worte, die du findest. Mach einfach weiter so.