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15.08.2009 Plath - IC Falkenberg Bericht: Agnes
Schon im letzten Jahr war ich beim IC Falkenberg Konzert auf dem Vier-Winde-Hof in Plath dabei. Auf diesem Hof hat sich Tino Eisbrenner niedergelassen und dieser lud nun seinen Freund zum wiederholten Mal für ein Konzert ein. Nun ist so ein Hof wirklich mal eine etwas andere Location. Als Konzertsaal dient eine umgebaute Scheune und auf dem benachbarten, abgezäunten Gelände gibt’s sogar zahlreiche Strauße zu bestaunen. Wo kann man denn schon derartige Tiere in Natura sehen? ... doch nur im Zoo. Das Konzert und die gesamte Stimmung waren so unvergesslich schön und ich wollte auch in diesem Jahr unbedingt wieder daran teilhaben. Wie würde es dieses Mal sein? Mit diesen Gedanken machte ich mich zusammen mit Petra auf dem Weg. Zunächst machten wir Halt in Woldegk, der Stadt der vielen Mühlen, in der wir eine Pension gebucht hatten. So gegen halb 7 trafen wir dann in Plath ein. Am Hoftor begrüßte uns Tinos Vater, der an diesem Abend für den Einlass zuständig war. Auf dem Hof waren ein Pavillon und einige Tische und Bänke aufgestellt, worauf auch schon einige Konzertbesucher saßen. Darunter auch einige bekannte Gesichter, die ich dann auch gleich begrüßte. Um sich gute Sitzplätze zu sichern, betraten wir die Konzertscheune. Jedoch waren die vorderen Reihen fast alle schon besetzt. Aber auch aus der hinteren Reihe hatten wir noch eine gute Sicht. Bei Konzertbeginn waren alle Plätze belegt. Und wer in der Scheune keinen Platz mehr fand, der konnte dem Konzert auch von Draußen lauschen. Das Scheunentor blieb geöffnet und IC fand diesen Ausblick von der Bühne auch sehr schön. In der Scheune bemerkte ich einen beißenden Geruch. Nun sollte mich solch ein Geruch nicht sonderlich stören, bin ich doch auf dem Lande groß geworden. Bei einem Plausch, erklärte mir dann Tinos Vater, dass es einen Anbau zur Scheune gibt, mit Schafen drin. Zu Konzertbeginn hatte sich dieser Geruch dann aber verflüchtigt. Landluft ist übrigens sehr gesund und sehr viel frische Luft kann unter Umständen zu einer Hochstimmung führen und diese wiederum zu einem sehr amüsanten Konzertabend. Eine Art Kettenreaktion. Wer so eine erleben möchte, der sollte auch unbedingt mal nach Plath kommen. Kurz nach 20 Uhr begann dann das Konzert. Tino kündigte seinen Freund IC Falkenberg an und dieser betrat das kleine Podest, dass als Bühne diente. IC begann am Klavier zu spielen und erzählte, dass er momentan nur in „Albumkategorien“ denke. Er arbeitet seit einiger Zeit an dem Live-Album mit Anja Krabbe. Erst am vergangenen Samstag standen beide wieder zusammen auf der Bühne und gaben anlässlich der Schlossgartenfestspiele in Neustrelitz ein grandioses „Tamara Danz in memory“ Konzert. IC fragte dann auch, wer von den Anwesenden dort war. Es meldeten sich einige. Die Arbeit am Album stellt sich wohl als etwas schwierig heraus. Zu den am 12. September in der Lukaskirche Dresden und am 18. September in der „Freiheit 15“ in Berlin stattfindenden Konzerten soll es dann aber fertig sein. Ich bin sehr gespannt darauf. Apropos Album, IC begann mit dem Titelsong seines aktuellen „So nah vom nächsten Meer“. Viele seiner Songs handeln von diesem Thema, dem Maritimen. Es folgten weitere Songs wie: „Ich will Dich sehn“ und „Ich komm bei Dir an“. Ja, zunächst einmal muss man von einem Ort weggehen, um wieder dort „ankommen“ zu können. IC wechselte zur Gitarre und ich lauschte einer wunderschönen Ballade aus dem Vorgängeralbum „Schwimmen im Regen“ ... „ Du hast mich verliebt ... Du lachst mich am Leben ...“ Was bedeutet eigentlich das Leben? Darüber sollte man sich nicht ständig Gedanken machen, denn schließlich haben wir alle nur Eines davon. Leben heißt zu Leben, bewusst, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ... „denn alles geschieht nur einmal / DAS ALLES ein einziges Mal“. Den nächsten Song „Wir sind die Sonne“ gibt es auch in einer adaptierten Version von einem kürzlich entstandenen Bandprojekt und ist Titelsong des gleichnamigen Albums. ICs amüsante Anekdoten durften nicht fehlen. Ich verrate nicht alles. Ich sage nur soviel: Leute, ihr habt ehrlich was verpasst! Das Lieblingsthema an diesem Abend waren „Schwalben“ in jeglicher Form. So erzählte IC von einem Tausch mit einem damaligen Freund. Für eine Fahrt mit dessen Schwalbe durfte dieser auf seiner Mundharmonika spielen. Die Fahrt endete leider damit, dass das Moped im See versank. Der ausgelassen Stimmung tat auch eine verstimmte Gitarre, welches sich wohl durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die sich dann auf die Saiten niederschlug, auswirkte, keinen Abbruch. Für die Pause riet uns IC, sich nicht zu nahe an das Straußengehege zu wagen und schon gar nicht in die Nähe des Hahns. Denn was dann passieren könnte, hatte ihm wohl Tino schon vor dem Konzert kurz angedeutet.  Dank Tinos Mama, war in der Pause für Beköstigung gesorgt. Sie wurde aber auch für einen Plausch genutzt. Während die „Stern Akustisch“ CD lief, kamen wir in einer kleinen Runde auf dieses Projekt zu sprechen und irgendwie auch auf Reinhard Fißler. Petra sammelte an diesem Abend weitere Stimmen für „Die Goldene Henne“ ein, womit er für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden soll. Meine Stimme hat er.  Im zweiten Teil erzählte IC von seiner Zeit am Theater. Er als „Theaterkind“ fand diese wohl ausgesprochen aufregend. Im Besonderen die Sopranistin, die für die Töne, die sie mit ihrer Stimme erzeugen musste, einen entsprechenden „Resonanzkörper“ benötigte. Und wenn sie ihm die Regeln eines Theater erklärte, war er dann wohl ein wenig abgelenkt durch jenen. Aber ein paar Regeln blieben dann doch hängen. Einer ICs Beliebtesten ist, dass man nicht wieder von dort die Bühne betreten darf, wo man hinunter gegangen ist. Für die Zugabe bei einigen Konzerten gestaltete sich dieser Aspekt als äußerst schwierig, und es gibt die eine oder andere Geschichte dazu.  Das größte Theater allerdings ist die Beziehung zwischen Mann und Frau. ICs Devise dazu lautet „Haltet durch!“ Das lässt hoffen. Vielleicht gibt es sie ja doch die „Bedingungslose Liebe“. Nach den ersten darauf folgenden leiseren Gitarrenklängen erkannte ich „Krieger wie uns“, ICs wohl absoluter Favorit aus dem aktuellen Album. Mittlerweile gibt es dazu ein selbst produziertes Video auf myspace. Einen Song konnte er auch an diesem Abend nicht weglassen, den er erst zu Ende gebracht hatte, zu der Zeit, als er in einem Jugendzentrum in Pankow lebte. Es fehlten bis dahin immer noch die beiden letzten Zeilen. Er erzählt von einem Jugendlichen, von Familie und Gesellschaft geprägt und zu dem gemacht, was er ist „ein Wolf unter Wölfen doch nicht hundsgemein“, denn „zu Hause hat ihn niemand vermisst“, er wurde „immer nur ausgelacht … vergessen allein“. Auch ein Stück, in dem er das Musikerleben als „Zigeuner auf Zeit“ beschreibt, durfte nicht fehlen. Genauso wie der Song, in dem er sich zu seiner Biografie bekennt: „ich bin im Osten geborn “ . Dann kam IC auf OSTROCK IN KLASSIK zu sprechen: so schön wie „Dein Herz“ in Begleitung vom Filmorchester Babelsberg auch klingen mag, am liebsten singt er es, so wie es damals entstanden ist, allein von seinem Klavier begleitet. Auch an diesem Abend sang er es voller Leidenschaft. Er legte sein ganzes Herzblut hinein, dass war zu spüren. Ich warte noch immer auf den Tag, dass ich ihn live mit Saxophon Begleitung erleben darf. Gleich darauf folgte ein ebenfalls sehr bekannter und wunderschöner Titel „Regenbogen“.  Zwischendrin erklärte IC sein Unverständnis für die derzeitige „Krisenstimmung“, denn Krisen seien ja wohl zyklisch und zum Glück befinden wir uns ja schon wieder im Aufschwung. Aber „die fetten Jahre kommen auch heute nicht vorbei“. Auch ICs Angst, dass wegen der Panikmache zur „Schweinegrippe“, seine Konzerte nicht mehr besucht werden, war völlig unbegründet. In der Konzertscheune tummelten sich nicht nur eine ganze Menge Zuhörer, sondern nebenan auch noch Schafe und Schwalben, nach denen er sich besorgt umdrehte, flatterten diese doch noch anfänglich aufgeregt in der Scheune hin und her und gaben nun keinen Mucks mehr von sich.  Plötzlich betrat Tino die Bühne und sagte zu IC, dass die Schwalben schlafen würden und wohl das geringere Problem seien. Dabei zeigte er an die Decke. Diese bestand aus einer weißen Stoffbespannung. Alle Blicke wanderten nach Oben. Über ICs Klavierhocker, hatte sich eine Wölbung gebildet. Tino meinte, dass wäre vermutlich Stroh und der Hintern einer toten Eule, der sich dort abzeichnete. Komisch, vorher war mir diese Wölbung gar nicht aufgefallen und IC wohl auch nicht, sonst hätte er bestimmt nicht so locker und frei spielen und singen können. Nun, da Tino darauf hingewiesen hatte, war es IC wohl auch ein wenig unheimlich. Aber er „opferte“ sich und kam unseren Zugaberufen und Beifall nach. Tapfer setzte er sich wieder ans Klavier und stimmte an: „ Es war so wie´s noch niemals war ... „ und jeder, der schon mal bei einem seiner Konzerte war, weiß, dass nach diesem Titel nichts mehr kommt. Ich wollte mich diesem letzten Song gerade hingeben, da sprang IC plötzlich auf und brach mitten im Lied ab. Scheinbar wurde es ihm dann doch zu mulmig. Wer möchte auch schon eine tote Eule auf dem Kopf haben. Dann trat er ans Mikro und bat Tino zur Bühne. Ich hoffte sehr, dass er sich zu einem gemeinsamen Song überreden ließe. Doch auch alle „Tino Rufe“ nützten nichts. Schade! Zum Trost nahm uns IC, an der weniger gefährlichen Stelle, mit Gitarre, in sein „Wunderland“ mit. Meine Sorge galt trotzdem immer noch der Wölbung. So schwungvoll wie er dabei in die Saiten griff, wie lange würde der Stoff noch halten? Er hielt. (Psst! Unter uns gesagt, es war doch nur Stroh) Zu meinem Erstaunen wagte sich IC dann doch noch ein allerletztes Mal ans Klavier und schickte uns in „Eine Nacht“ mit einem gigantischem Sternenhimmel. An dieser Stelle Vielen Dank! an IC Falkenberg für ein außergewöhnliches Konzert mit einer ausgelassenen Stimmung. Und auch ein herzliches Dankeschön an Tino Eisbrenner und seine Eltern, die einen unvergesslichen Abend auf dem Vier-Winde- Hof ermöglichten. Es ist immer wieder schön dorthin zu kommen, auch weil man nach dem Konzert, noch einige Zeit auf dem Hof verweilen und den Abend ausklingen lassen kann. Ich weiß nicht, ob ich es hier verraten darf, Tino arbeitet an einem neuen Projekt namens „Hausboot“. Schaut einfach mal auf seine Homepage. Begleitet von einem mit Sternen übersäten Nachthimmel fuhren wir nach Woldegk in unsere Pension zurück. Diese ist übrigens sehr empfehlenswert. Wir wurden dort sehr zuvorkommend bedient. Das war uns auch ein Eintrag ins Gästebuch wert. Den nächsten Tag nutzten wir, um Fotos von den vielen Mühlen zu machen. Zu unserer Pension zählte die einzige Mühle, die keine Flügel hatte. Von der Museumsmitarbeiterin erfuhr ich, dass diese abgebrannt war und beim Wiederaufbau, die Flügel weggelassen wurden, vielleicht auch aus Kostengründen. Die beiden anderen Mühlen gehörten der Stadt und in einer davon war das Heimatmuseum. Auf dem Außengelände standen einige geschnitzte Figuren, wie z.B. ein Pferd mit Wagen in Originalgröße. Eine Sitzprobe ließ ich mir nicht nehmen. Nachdem wir die Umgebung ausführlich erkundet hatten, begaben wir uns auf die Heimfahrt.