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10.09.2010 Halle - Falkenberg Bericht + Fotos: Kerstin Kühn
Eine Geburtstagsfeier der besonderen Art. Man(n) trifft sich im halleschen Neuen Theater zu einer Party. Eingeladen hat Ralf Schmidt (alias Falkenberg). Hier in seiner Heimatstadt will er mit Verwandten, Freunden, Weggefährten und Fans seinen 50.Geburtstag feiern. Deshalb hat er schon vor Monaten zu diesem besonderen Konzert eingeladen: einem Wunschkonzert. Wann gab es das schon mal? Wer Lust hatte, konnte aus fünfzig von ihm selbst zur Wahl gestellten Titeln seine Favoriten bestimmen und im Internet seine Stimme abgeben. So blieb die Gestaltung dieses Abends auch für ihn lange offen. Welche Titel würden von den Menschen gewählt werden? Das Internetvoting fand regen Zuspruch und so gestaltete Falkenberg den Abend nach diesen Vorgaben. Die Gäste im ausverkauften Saal des Neuen Theater spüren vom ersten Moment an: Hier fühlt er sich wohl. Das ist sein zu Hause: die Bühne, sein Publikum. Begrüßt wurden das Publikum und der Jubilar zunächst vom Gesang des Cantamus Kammerchores und des Männerchores bouquet vocalis unter der Leitung von Dorothea Köhler, seiner Chorleiterin aus Kindertagen, mit der ihn natürlich längst eine feste Freundschaft verbindet. Man spürte die Herzlichkeit zwischen ihnen, als der „zurückgekehrte Scheks“ die Bühne – sichtlich aufgeregt – betrat. Sobald er die Tasten des Flügels und das Mikrofon vor sich hat, ist er ganz er selbst, auch wenn es, wie er sagt, „mit der Disziplin noch immer schwer“ ist. Er zelebrierte seine Titel, zunächst allein, dann mit der Unterstützung seines langjährigen Freundes Michael Lehrmann an der Gitarre. Wie gewohnt gab es auch heute zu den Songs Geschichten und Geschichtchen. Aber wenn Falkenberg erst ins Plaudern kommt – und er kommt – bleibt es nicht nur bei den alltäglichen Entstehungsgeschichten. Irgendwie bezieht er auch zu aktuellenTagesproblemen knallhart Stellung. Und das kommt an! Ja, er ist nicht nur ein grandioser Sänger, Texter, Musiker, er ist auch ein charismatischer Entertainer. Und er hat etwas zu sagen. Dafür liebt ihn sein Publikum. Falkenberg beginnt das Konzert mit dem ältesten der für heute ausgewählten Songs, den er noch zu Hause in Halle geschrieben hat. Mit diesem ging er nach Berlin und wurde dort mit Stern Meißen erfolgreich: „Taufrisch“. Danach folgt eine erste Premiere: ein Lied, das er noch nie live gespielt hat. „Da wo die Abenteuer sind“. Seine Angst, es komplett zu verreißen, war natürlich unnötig. Auch wenn er in der „Freiheit“ vom 10. September 1960 vergeblich nach einer hohen Auszeichnung für seine Eltern sucht, wir sollten ihnen noch heute dankbar sein, dass es Ralf Schmidt – die „singende Hallorenkugel – außen schwarz und innen extrem lecker“ – gibt. Als er bekennt: „Ich bin im Osten geboren“, ist das Publikum ganz bei ihm, es gibt spontanen Szenenapplaus, auch wenn er weiß, dass das Lied polarisiert und mancher sagen wird: „Mein Osten war nicht dreckig.“ Nun begrüßt er seinen Freund Micha und gemeinsam ziehen sie „mit fliegenden Fahnen“ über das „Land“, finden „das alles“ „unter den Rosen“ und „Scherben“. Danach will er noch wissen, „Warum fragst du mich nicht, bist du glücklich?“ und er stellt fest, dass es „Von mir zu dir“ keinen Weg mehr gibt. Schließlich zelebrieren die beiden den alten Stern Meißen Hit: „Wir sind die Sonne“, der kein FDJ-Lied ist. Auch wenn Falkenberg nun doch schon Fünfzig ist, morgens aufwacht und ihm nichts weh tut, er aber noch lebt: jetzt braucht er zwanzig Minuten das Sauerstoffzelt – sprich eine Pause.  Nach der Pause gibt es zuerst das ergreifende Video zum Lied „Bis zum Abschied“, das er für das Kinderhospiz Mitteldeutschland geschrieben und komponiert hat. Das Kinderhospiz ist  ein Verein, der sich ausschließlich aus Spendenmitteln finanziert und um die Betreuung sterbenskranker Kinder und ihrer Familien kümmert. Hier ist Falkenberg seit vielen Jahren Botschafter.  Den zweiten Teil des Konzertes startet er mit dem am häufigsten gewünschten Titel: „Zeichen der Zeit“. Danach „hängt der Himmel tief“. Als die ersten Töne von „Regenbogen“ erklingen, gibt es erneuten Szenenapplaus. Das Publikum ist begeistert. Begleitet von rhythmischem Klatschen erzählt Falkenberg von „vierundzwanzig Stunden“. Doch bei „ich bin frei“ ist es absolut still im Saal. DasPublikum weiß, was er mit dem Lied verbindet, für wen er singt. Als nächstes moderiert er den „nicht mehr auf dem Schirm“ gehabten Titel von Stern Meißen an. Da kennt die Begeisterung fast keine Grenzen, denn „dieses Leben ist jetzt und sonst nie“. Die Leute lieben „Schönheit“. Die ersten Akkorde erklingen und alle sind dabei, der Saal betätigt sich als Chor. Stimmung! Diese bleibt auch beim „Zahnspangenlied“ (die Zahnspange ist seine Mundharmonika) erhalten. Der Erzähler Falkenberg ist jetzt in seinem Element. Gern kaspert er mit Micha Lehrmann und dem Publikum herum, ehe er mit Inge und Claudia, Andrea und Rosi und all den anderen keine „Erdbeern im Schnee“ findet. Der Spaß und das Mitmachen erfassen den ganzen Saal. Ein Mitmachlied eben. Dabei wird gleich nebenbei noch der Beweis erbracht, dass auch Männer zumindest instrumental multitaskingfähig sein können. Und zum Schluss dann seine bekanntesten Lieder, die er gar nicht mehr ansagen muss: „Piraten“, „Eine Nacht“ und „Dein Herz“.  20 Titel, 20 jeder auf seine Art geniale Songs, 20 Geschichten aus dem Leben. Falkenberg und Lehrmann haben sich in ‚Ekstase’ gespielt. Natürlich könnten hier noch wenigstens 20 weitere Titel folgen, aber der Durst nach etwas anderem als „gefühlten 10 Litern Wasser“ darf dem Künstler nun auch zu schaffen machen. Und doch ist an dieser Stelle noch lange nicht Schluss. Gern lässt der Jubilar sich zu einigen Zugaben hinreißen: Zunächst bietet er eine zweite Premiere – eine Hommage an sein großes Vorbild Neil Young: „Needles an the Damage Done“. Anschließend folgt ein Titel aus seinem aktuellen Album: „Nach diesem verlornen Jahr“. Aber auch damit gibt sich das Publikum noch nicht zufrieden. Es fordert eine zweite Zugabe, die es mit zwei weiteren aktuellen Titeln „Für Krieger wie uns“ und „So nah vom nächsten Meer“ bekommt. Sogar ein drittes Mal lässt er sich nicht lange bitten und präsentiert die dritte Premiere des Abends: einen ganz aktuellen Vorgeschmack auf das neue Album „Hautlos“. Das Lied heißt „Still und schön“ und geht echt unter die Haut. Nach zweieinhalb Stunden Konzert wird „IC“, „IC Falkenberg“, „Falkenberg“ – nein, das Geburtstagskind Ralf Schmidt mit stehenden Ovationen des Publikums verabschiedet und ist sichtlich glücklich. Auch in den anschließenden, noch sehr langen Gesprächen mit seinen Gästen zeigt er sich zufrieden mit dem gelungenen Abend. Fazit: Der Star der Achtziger hat auch in den letzten zwanzig Jahren sehr viele, sehr anspruchsvolle Dinge getan, die von seinen Fans wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden und nun vom Publikum gehört werden wollten, i hm sicher auch eine Reihe neuer Freunde und Verehrer eingebracht haben. So bekannte Lieder aus den Achtzigern wie „Mann im Mond“, „Wunderland“ „Traumarchiv“ oder auch mein ganz persönlicher Lieblingssong dieser Zeit „Mensch“ haben es im Voting gar nicht erst unter die besten 20 geschafft. Das ist ein Zeichen für die ungeheure Bandbreite seines Repertoires. Wir wünschen ihm für die Zukunft zu allererst Gesundheit und dann noch ganz viele kreative Ideen für tolle Songs und CDs und uns ebenso tolle Konzerte.